8. juni 2023 | burkhardt weber ist tot

„Musikalisch wie menschlich taktvoll“ – 

Sie haben sich gesucht und gefunden. Burkhardt Weber und das Straubinger Akkordeonorchester. Weber hatte die staatliche Anerkennung zum Orchester-Leiter in der Bundesakademie in Trossingen erworben und suchte ein Ensemble. Und das Straubinger Akkordeonorchester, das er als Wertungsrichter musikalischer Wettbewerbe kannte, suchte einen Dirigenten. Das ist 38 Jahre her.

Weber ist wöchentlich von seinem Wohnort in der Oberpfalz über eine Stunde nach Straubing zu den Proben gependelt, hat weder Zeit noch Kilometer gescheut. „Zuverlässig bis ins Letzte“, sagt Vereinsvorsitzender Ernst Söldner über ihn. Eine Fügung. Dirigent wie Orchester fühlten sich von Beginn an musikalisch wie menschlich im Gleichklang.

Am 8. Juni ist Burkhardt Weber 71-jährig gestorben. Seit langem schwer krank, hatte Weber mit dem Orchester vereinbart, dass das im Oktober bevorstehende Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen des Ensembles sein letztes sein werde und dann ein Nachfolger den Taktstock übernehmen muss. Dieser Herzenswunsch hat sich nicht mehr erfüllt. Das Orchester widmet aber dieses Konzert seinem jahrzehntelangen „Maestro“ voll Wertschätzung, Freundschaft und Sympathie. Ines Peringer wird es als Dirigentin in seinem Sinne leiten.

Die Liebe zum Akkordeon hatte Burkhardt Weber schon im Alter von neun Jahren entdeckt, er war selber zwölf Jahre Aktiver beim Akkordeon-Club Regensburg, 1978 bis 1984 Leiter des Reichenhaller Akkordeonorchesters und 1985 des Nachwuchsorchesters des AC Regensburg.

In fast vier Jahrzehnten hat sich zwischen Weber und dem Straubinger Akkordeonorchester eine tiefe menschliche wie musikalische Symbiose entwickelt. Als Dirigent verstand er, Ehrgeiz und Leistungsniveau der Spieler zu steigern. Vielfache Erfolge bei Wertungsspielen auf Bayern- und internationaler Ebene sind Zeugnis davon. 2022 wurde Weber vom Deutschen Harmonikabund für 40 Jahre Dirigententätigkeit geehrt.

Am Herzen lag ihm, zu vermitteln, dass Akkordeon längst nicht nur für Volksmusik steht. Das Notenrepertoire, das er aufbaute, umfasst rund 400 Titel – von Originalmusik für Akkordeon über Bearbeitungen aus der Klassik bis zur niveauvollen Unterhaltungsmusik. Was nicht passte, arrangierte er selber. Ein Kenner und Könner auch da. Und ein gut vernetzter obendrein, der zahlreiche Gastspiele sogar im Ausland organisierte.

1990 schlug er mit dem Orchester neue Wege ein. Erstmals wurde ein Kirchenkonzert im Advent gespielt, das längst fester Bestandteil des Straubinger Konzertprogramms geworden ist. Bei der Premiere in der Ursulinenkirche horchten Publikum wie Kritiker staunend auf. Weber hat Barockwerke für Akkordeon arrangiert. Seit 1992 auch kombiniert mit Gesang professioneller Sängerinnen und immer wieder ergänzt durch Querflöte, Bläser und Klavier. Überhaupt hat er die Zuhörer gerne überrascht und einmal sogar Ennio Moricones „Spiel mir das Lied vom Tod“ selber auf der Mundharmonika angestimmt, um dann nahtlos zum Taktstock zu greifen.

Seine Geselligkeit, seinen Humor, Heiterkeit und Feingefühl wird das Orchester vermissen. Fixpunkt im Jahr war das alljährliche Probenwochenende mit ihm in einem Wanderheim. Ein gutes Orchester wächst über Jahre, spielt sich ein, ist für Neues offen und erpicht, seine Ansprüche zu steigern. Das war Burkhardt Weber bis zuletzt Prämisse.

Den Probenbetrieb hat seit Januar Ines Peringer übernommen. Weber kam immer noch einmal im Monat dazu. Dass es im Mai das letzte Mal war, konnte niemand ahnen. Die Lücke – sie ist keine Floskel. Und erst recht nicht die Dankbarkeit für ein 38 Jahre währendes Zusammengehörigkeitsgefühl. Diese Dankbarkeit der Aktiven schließt vor allem Burkhardt Webers Familie ein, ohne deren Rückendeckung sein Engagement nicht möglich gewesen wäre. 

Jetzt wünscht sich das Orchester ein volles Haus am 7. Oktober im Rittersaal. Das hätte Burkhardt Weber ein zufriedenes Lächeln entlockt.

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Monika Schneider-Stranninger, Straubinger Tagblatt vom 21. Juni 2023

 

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